Im letzten Teil haben wir euch erklärt, dass die Bezirksschüler*innenvertretungen (BSV) Schüler*innen in einem Bezirk vertreten. In diesem Teil geht es nun um die Landesschüler*innenvertretung (LSV). Sie vertritt die etwa 2,6 Millionen Schüler*innen NRWs gegenüber dem Land.
Vielleicht bist du bereits in einer SV oder BSV aktiv. Aber auch wenn nicht, ist die LSV für dich interessant! In der LSV schließen sich die SVen, die BSVen und weitere Schüler*innen NRWs zusammen, um schulpolitische Themen auf Landesebene zu vertreten. Die Stimme und Meinung von Schüler*innen soll dabei in der Landespolitik und bei verschiedenen Organisationen hörbar gemacht werden.
Dabei beruft sich die LSV auf das Schulgesetz NRW, in dem die Grundsätze der Mitwirkung in der Schule festgeschrieben sind. Deshalb wird sie vom Land NRW auch finanziell unterstützt, zum Beispiel beim Ausrichten der Landesdelegiertenkonferenz.
Grundlage der Arbeit
Grundlage der Arbeit der LSV ist neben dem NRW–Schulgesetz ein selbstgestaltetes Grundsatzprogramm. Darin sind die Positionen der LSV zu allen wichtigen Themen festgeschrieben. So fordert die LSV darin zum Beispiel mehr Bildungsgerechtigkeit und erklärt, warum flächendeckend verpflichtender Philosophieunterricht anstatt des Religionsunterrichts eingeführt werden sollte. In dem Programm zeigt die Schüler*innenvertretung zudem auf, wie Sport– und Sexualkundeunterricht aussehen sollte. Eine der wichtigsten Forderungen der LSV ist die inklusive Ganztagsgesamtschule (IGGS). Schüler*innen unterschiedlichster Herkunft, Vorgeschichte und Beeinträchtigungen sollen gemeinsam in einer Ganztagsschule lernen. Das mehrgliedrige Schulsystem soll abgeschafft werden.
Was tut die LSV, um diese Forderungen umzusetzen? Dies geschieht durch verschiedene Aktionen und Projekte. Eines der wichtigsten Anliegen der LSV ist es, in den Medien zu schulpolitischen Themen präsent zu sein. Im Zuge der Digitalisierung wird von Schüler*innen zum Beispiel immer öfter erwartet, dass sie eigene Geräte, wie Smartphones oder Laptops für den Schulunterricht nutzen. Unter dem Motto “Bring your own device” hat die LSV in einer Pressemitteilung die Vorgehensweise des Landes NRW in diesem Bereich stark kritisiert. Auf diese Weise wird auch die Meinung von betroffenen Schüler*innen für eine breitere Öffentlichkeit hörbar. Auch ein regelmäßiger Austausch mit der/dem aktuellen Bildungsminister*in NRWs macht die Forderungen in der Politik präsent. Die LSV ist hier als Sprachrohr besonders wichtig, da sie gesetzlich legitimiert ist. Die zweite große Aufgabe der LSV ist es, die SVen und BSVen zu unterstützen, also zum Beispiel auch bei der Planung von BDKen.
Konkrete Aktionen sind zum Beispiel aber auch die Mitarbeit bei Fridays for Future. So hatte die LSV bei einer großen Demonstration einen Infostand und arbeitete in Ortsgruppen mit. Außerdem ist sie im Bündnis “Schule ohne Bundeswehr” Mitglied und setzt sich zum Beispiel gegen die Arbeit von Jugendoffizier*innen in Schulen ein.
Ein großes Problem innerhalb des Schulsystems ist, dass sich Schüler*innen meist gar nicht bewusst sind, wie viele Rechte sie haben. Dagegen kämpft die LSV an. Sie will diese Rechte deutlicher, präsenter und verständlicher machen. Dafür stellt die LSV kostenlose Info–Materialien bereit. Hier bei eureka! findet ihr zum Beispiel auch ein Schulrechts–Lexikon.
Weiterbildung ist allgemein ein großes Thema für die LSV. Auf den Landesdelegiertenkonferenzen (dazu sogleich) finden für Schüler*innen immer Workshops zu den unterschiedlichsten Themen statt: von Klimawandel über Sexismus bis SV–Recht.
Und jetzt mal ganz konkret: Wie ist die LSV aufgebaut?
Das wichtigste Organ der LSV ist die Landesdelegiertenkonferenz (LDK). Dreimal pro Schuljahr kommen die Landesdelegierten, die von den jeweiligen Bezirksdelegiertenkonferenzen (BDK) gestellt werden, zur LDK zusammen. Eine LDK dauert jeweils drei Tage, von Freitag bis Sonntag. Am Freitag und Samstag finden immer Workshops statt und am Sonntag wird über Anträge beraten, also zum Beispiel Änderungen am Grundsatzprogramm oder an der Satzung.
Auf der LDK im Mai werden zudem der Landesvorstand und die Landesverbindungslehrer*innen gewählt.
Der Landesvorstand besteht aus 10 Mitgliedern, von denen mindestens fünf nicht männlich sein müssen. Er trifft sich einmal pro Monat in Düsseldorf, um an der Umsetzung des Arbeitsprogramms zu arbeiten. Unterstützt wird er dabei vom Landessekretariat, welches aus drei Festangestellten – also keinen Schüler*innen – besteht.
Die Arbeitsgrundlage des Landesvorstandes ist ein Arbeitsprogramm. Dieses wird ebenfalls auf der LDK im Mai für das folgende Schuljahr diskutiert und perüber Mehrheitsbeschluss verabschiedet. Dabei geht es teils um konkrete Forderungen wie „Veranstaltet eine Demo zu Bildungsunterfinanzierung!“ oder eher offene Aufträge, wie „Beschäftigt euch mit Klimawandel!“.
Engagier dich in der LSV – so geht’s
Du willst dich engagieren? Dafür musst du nicht einmal BSV– oder SV–Mitglied sein. Jede*r Schüler*in aus NRW darf die LDK besuchen. Sei beim nächsten Mal dabei! Die LDK ist für dich kostenlos. Anmelden kannst du dich unter lsvnrw.de.